So reinigen, restaurieren und konservieren Sie Bodenfunde
Wie reinige ich Bronze? Gold? Silber? Kupfer? Wie behandelt man die unterschiedlichen Metalle? Wie reinige und bearbeite ich Bodenfunde aus Eisen? Wer seine Bodenfunde verkaufen möchte, der sollte sie besser unbehandelt lassen.
Stellt sich die große Frage, wie bearbeite ich meine mit dem Metalldetektor gefundenen Bodenfunde? Je nach Metallart ist eine individuelle Bearbeitung und Restaurierung notwendig. Die Restaurierung bezeichnet die Wiederherstellung von beschädigten oder historischen Objekten durch geeignete Maßnahmen. Ziel ist es, den ursprünglichen Zustand möglichst wiederherzustellen und für zukünftige Generationen zu bewahren.
Damit beinhaltet die Restaurierung den Schutz des kulturellen Erbes und gewinnt damit ganz schön an Bedeutung. Damit ist die Restaurierung nicht nur ein handwerkliches Verfahren, sondern bewahrt, erhält und kann Basis für Geschichte, Kunst und Wissenschaft sein.
Fundstücke reinigen
- Gold, Silber, Kupfer, Bronze, Zinn, Nickel, Zink
- Restaurierung und Modellierung der Bodenfunde
- Entsalzung / Entrostung von Eisenfunden über eine Elektrolyse oder mechanische Reinigung
Wenn Sie Ihre Bodenfunde weitergeben möchten, dann sollten Sie diese unbehandelt weitergeben. Allenfalls in Spülwasser einlegen und die aufgeweichte Erde abbürsten. Fast alle Händler legen Wert darauf, die Fundstücke ungereinigt zu erhalten. Denn der Laie ist in der Regel nicht in der Lage, z.B. eine Münze „richtig" zu reinigen. Wenn Sie Ihre Bodenfunde behalten möchten, dann beginnen Sie mit der Reinigung.
Die Reinigung mag sich einfach anhören - ist sie aber nicht! Um bei der Münze zu bleiben, als Beispiel ein gut erhaltener römischer Sesterz: Nach 2000-jährigem Schlummer kommt er ans Tageslicht. Auf der Münze sitzt eine dicke Schicht Schmutz und darunter eine dicke Schicht Patina. Letzteres ist, was die Münze wirklich wertvoll macht. Die gewachsene Patina ist der Beleg für ihr Alter. Und Schmutz- und Patinaschicht bilden eine Einheit. Diese nun so zu trennen, dass auf der Patina keinerlei Kratzspuren sichtbar sind, lernt man nach langer Zeit mit viel Übung und vielen wertlos gemachten Münzen.
Eine Münze so zu reinigen, dass keine Kratzer unter der Lupe sichtbar sind, gelingt erst nach einigen Fehlversuchen. Für die private Sammlung kann man natürlich die Bodenfunde nach Belieben reinigen und restaurieren. Aber man sollte es nicht übertreiben, etwa so, dass die römische Fibel schön messingfarben glänzt. So erinnert nämlich nichts an ihr wahres Alter! Für die Reinigung können keine allgemein gültigen Rezepte gegeben werden. Es gibt einfach zu viele Rezepturen und es kommt sehr darauf an, was man mit dem Fund vorhat.
Wer nicht die Absicht hat, seinen Fund unter der Lupe oder aus nächster Nähe zu präsentieren, dem werden viele kleine Kratzer an seiner Münze oder seinem Schmuckstück nichts ausmachen. Dann kann auch Ako Pads oder eine elektrische Minibohrmaschine mit Messingdrahtbürste benutzt werden. (Achtung: Der von der Bürste aufgewirbelte Oxidstaub ist hochgiftig!!).
Zuerst einmal sollten Sie Ihren Bodenfund mindestens einen Tag lang in einem Bad aus destilliertem Wasser legen. Einen Tropfen Spüli zum destillierten Wasser hinzufügen. Am besten den Bodenfund so lange im Wasserbad liegen lassen, bis sich der grobe Schmutz gelöst hat. Dieser Prozess kann ein paar Tage dauern. Bürsten Sie den anhaftenden Schmutz nach dem Bad vorsichtig mit einer weichen Zahnbürste ab. Oft ist dann schon der jeweilige Fund perfekt gereinigt und Sie müssen zu keinen weiteren Mitteln greifen.
Gold
Gold kommt meistens so aus dem Boden, wie es hineingekommen ist, sehr sauber. Bei diesem Edelmetall reicht meist ein bisschen Wasser mit etwas Seife und ggf. ein Goldreinigungstuch vom Juwelier, um die Goldmünzen und Gold-Schmuckstücke zu reinigen.
Silber
Ähnlich wie beim Gold kommt auch Silber oftmals perfekt aus dem Boden. Legen Sie Ihren Silberfund in eine 10- bis 20%ige Ascorbinsäurelösung (reines Vitamin C) ein. Den Fund nur kurz in der Lösung lassen und am besten dabei bleiben. Wenn der Prozess fertig ist, die Münze aus der Lösung nehmen und unter fließendem Wasser gründlich abspülen. Bürsten Sie den Fund unter dem Wasser mit einer weichen Zahnbürste ab, sodass der Schmutz, der sich gelöst hat, weggespült wird.
Reinigen Sie den Bodenfund nur so lange, bis der Schmutz entfernt ist, sonst beschädigt man die Patina (bei Silber meist gräulich bis schwarz). Die Patina ist für jeden Sammler ausschlaggebend. Je nach Metallsorte häufiger nachschauen. Vor allem daran denken, dass jede Säure ätzt! Also nichts auf die Haut kommen lassen und lieber eine Schutzbrille anziehen. Ein Spritzer im Auge kann fatale Folgen haben. Nach relativ kurzer Zeit wird jeder seine eigene Methode haben und darauf schwören. Nun zur Reinigung von Münzen oder kleineren Bronzeteilen ...
Anwendung von Silberreiniger und Silberpatina an einer Münze
Kupfer und Bronze
Beide Metallsorten kommen leider oftmals sehr kaputt aus dem Boden, so dass es nicht mehr möglich ist, ein gutes Ergebnis bei der Reinigung zu erzielen. Eine Empfehlung für die Reinigung ist, dass der Bodenfund mit Wasser und Seife vorgereinigt wird. Nehmen Sie dafür eine weiche Bürste. Legen Sie Ihre Kupfermünze oder Bronzefunde in eine 10- bis 20%ige Ascorbinsäurelösung (reines Vitamin C) ein. Wenn der Fund stärkere Verkrustungen aufweist, dann den Fund einfach länger einweichen lassen und dann die Verkrustungen vorsichtig unter einem Stereoskop oder einer Lupe mit Hilfe eines Skalpells oder Zahnarztbestecks versuchen zu entfernen.
Bei Bronze- und Kupfermünzen sollte auch auf die Entfernung der Patina verzichtet werden. Eine alte Kupfermünze sieht wirklich nicht schön aus, wenn sie nur kupfrig schimmert. Die Patina kann folgendermaßen zum Glänzen gebracht werden: Erst vorsichtig anpolieren, ohne fest aufzudrücken, und anschließend mit etwas Fett abreiben. Um zu verhindern, dass die Münzen nach längerem Liegen wieder anlaufen, sollte man sie im vollständig getrockneten Zustand mit Münzlack versiegeln.
Zinn
Das Metall Zinn (ist oft mit Blei legiert) ist sehr weich und muss daher vorsichtig gereinigt werden. Vor allem Zinn aus dem Mittelalter ist extrem weich und verkratzt sehr schnell bei falscher Reinigung. Nehmen Sie daher nur eine sehr weiche Bürste, bei Bedarf etwas grüne Seife und lauwarmes Wasser und reinigen damit Ihre Zinnmünze oder Zinn-Schmuckstück.
Nickel
Nickel rostet nicht und ist robusteres Material. Für die Reinigung einer Nickelmünze oder eines Nickel-Fundstücks können Sie zu einer etwas stärkeren Bürste greifen und, wenn nötig, mit einem kleinen Skalpell unter dem Stereoskop arbeiten. Krusten wegkratzen.
Zink
Zinkmünzen sind meistens aus dem 3. Reich und sind meistens sehr kaputt, wenn man sie aus der Erde holt. Sie können versuchen, diese mit etwas Restaurierungs- oder Teelichtwachs einzureiben, um die Strukturen hervorzuheben und sie vor weiteren Schäden zu schützen.
Alles in allem sind diese Vorgehensweisen sehr zeitaufwändig und verlangen sowohl eine ruhige Hand als auch sehr viel Geduld. Hat man aber den Dreh heraus und ist in der Lage, die Reinigung ohne Beschädigung durchzuführen, hat man einen Vorteil: Bei einem Verkauf einer ungereinigten Münze wird man logischerweise bei weitem nicht den Preis erzielen, wie bei einer (fachmännisch) gereinigten Münze.
Reinigung, Patinierung und Konservierung eines Fundstückes mithilfe der Brüche DAS ORIGINAL Produkte
Restaurierung und Modellierung der Bodenfunde
Ein mindestens ebenso schwieriges Thema wie das Reinigen von Funden ist die Restaurierung des Bodenfundes. Was die Sache noch schwieriger macht, ist, dass man genau wissen muss, wie das Fundstück einmal aussah. Mit der Wiederherstellung wird geschichtliches, archäologisches und künstlerisches Fachwissen notwendig. Am einfachsten, allerdings auch mit am häufigsten, ist der Fall, dass bei einem Schmuckstück die Einlage (Glas, Emaille) herausgefallen ist.
Hier kann man sich folgendermaßen behelfen: Man besorgt sich je ein Fläschchen Epoxidharz und Flüssighärter. Außerdem Flüssigfarbstoff zum Färben von Epoxidharz (Harz-Abtönfarbe) in den gewünschten Tönen. Man reinigt den Fund bis zur gewünschten Stufe. Die Stelle, auf der sich ehemals die Einlage befunden hat, sollte komplett gereinigt und anschließend auf Hochglanz poliert werden. Wenn später das Harz fest ist, wird das Licht reflektiert und bringt es von innen heraus zum Leuchten.
Keinesfalls versuchen, mit echtem Emaillepulver zu arbeiten. Dieses wird aufgestreut und im Brennofen oder mit einem Gasbrenner geschmolzen. Durch die große Hitze würde die Patina zerstört und außerdem „verzundert“ das Fundstück. Diese Verzunderung zu entfernen ist ohne rabiate Maßnahmen fast unmöglich. Dadurch ist es auch ausgesprochen schwierig, abgebrochene Teile nachzubilden und wieder anzulöten (Heißlöten). Man kann dieses Problem mit klarem Zweikomponentenkleber lösen, der auch gute Dienste beim Zusammenfügen von Scherben leistet.
Aber wie bei allem macht auch hier die Erfahrung klug und die Übung den Meister. Findet man mehrere größere Scherben und möchte sie wieder zusammensetzen: Mit wasserlöslichem Leim (Ponal) zusammenkleben. Fehlstellen mit Gips ergänzen und mit Wasserfarbe in der Umgebungsfarbe tönen. Eine Restaurierung sollte immer reversibel sein.
Aufarbeitung von Bodenfunden aus Eisen
Die meisten Fundstücke von Sondengängern und ambitionierten Schatzsuchern sind aus Eisen. Das unkomplizierte Gold ist begehrt, wird aber seltener gefunden. Eisen ist mit am schwierigsten zu restaurieren. Sehr oft fördert das Grabungswerkzeug Gegenstände aus Eisen ans Tageslicht. Dabei ist die Bandbreite dieser Fundstücke außerordentlich groß, handelt es sich doch bei Eisen und Stahl um das am meisten verwendete Metall überhaupt. Seit den Tagen der Römer vor mehr als 2000 Jahren ist es in Gebrauch und auch schon davor. Nun hat allerdings gerade das Metall Eisen, gleichgültig, ob es sich dabei um Guss- oder Schmiedeeisen handelt, die recht unangenehme Eigenschaft, im Boden schnell zu korrodieren, sprich zu rosten.
Im Gegensatz zu Metallen wie etwa Bronze, welche sich mit einer für die weitere Zerstörung recht undurchlässigen Schicht (Patina) überziehen, ist die vom Eisen gebildete Korrosionsschicht für den weiteren Angriff des Bodenwassers und der darin enthaltenen Salze weitgehend durchlässig. Besonders saure Böden und die Verwendung von Salz zum Auftauen der Straßen in der Neuzeit beschleunigen das Rosten, welches bis zur völligen Auflösung des Eisenteils führen kann. Zum Glück sind die Bodenverhältnisse nicht überall so ungünstig, besonders bei stark kalkhaltigen Böden und lockeren Sandböden kann man erstaunlich gut erhaltene Eisenfunde machen.
Grundsätzlich gilt: Da das Fundstück doch eine sehr lange Zeit in der feuchten Umgebung zugebracht hat, kann sich eine abrupte, zu schnelle Austrocknung sehr schädlich auswirken. Daher wird der Fund zunächst in einem leicht feuchten Tuch feucht gehalten, das immer mit beim Grabungswerkzeug liegen sollte. Dadurch wird eine zu rasche Austrocknung verhindert.
Wenn der Bodenfund nicht sofort behandelt werden kann, kann man ihn auch in die Kühltruhe packen. Bei den tiefen Temperaturen in der Kühltruhe kommt der Korrosionsprozess im Eisenfund so gut wie zum Stillstand, außerdem wird eine langsame, gleichmäßige Durchtrocknung angeschoben. Besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wird ein Fundteil aus Eisen, wenn es sich in direktem (galvanischem) Kontakt mit einem edleren Metall befindet, das kann Kupfer, Bronze oder auch Silber sein.
Entsalzung der Eisenfunde
Diese Korrosionsschichten sind außerdem, je nach Bodenbeschaffenheit, oft mit Salzen (Chloride, Sulfate) durchsetzt, und eben diese Salze können eine nachträgliche Korrosion (Weiter- bzw. Nachrosten) auslösen, wenn sie nicht entfernt werden. Diesen Vorgang nennt man daher Entsalzung. Die Entsalzung sollte so schnell wie möglich, am günstigsten unmittelbar nach dem Ausgraben, durchgeführt werden. Das wird jedoch nicht immer möglich sein.
Daher ist die beste Vorgehensweise die folgende: Der Bodenfund wird von grobem Schmutz und anhaftenden Erdresten befreit und in ein leicht feuchtes Tuch gewickelt. Das Ganze kann dann noch in Zeitungspapier gepackt werden. So wird eine zu schnelle Austrocknung des Eisenfundes verhindert. Zur Entsalzung: Im Prinzip besteht diese ganz einfach in einer mehrmaligen Wäsche in destilliertem oder entmineralisiertem Wasser. Es gibt auch Verfahren, die mit Dampf arbeiten. Jedoch werden diese Dampfentsalzungen für den Großteil der Sucher nicht in Frage kommen, da zur Durchführung besondere Gerätschaften benötigt werden.
Dem destillierten Wasser kann zur Erhöhung der Wirksamkeit noch etwa 0,5 bis 1 Prozent EDTA (Ethylendiamintetraacetat, Di-Natriumsalz) zugesetzt werden. Das Fundstück kann dann einige Stunden in dem Wasserbad zubringen. Anschließend muss es dann gut getrocknet werden, bevor mit der Entfernung der äußeren Rostschicht (lose Teile) begonnen wird. Es kommt immer auf die Art des Fundes an, mit welcher Methode und auf welche Weise der Fund behandelt wird. Generell mag folgende Vorgehensweise den meisten Anforderungen gerecht werden: Bei Fundstücken aus der jüngeren Geschichte, speziell der Zeit des Zweiten Weltkrieges, ist die Entfernung des Rostes mit Hilfe der Elektrolyse ein recht gutes Verfahren.
Eisenentrostung durch Elektrolyse
Grundsätzliches
Was ist eine Elektrolyse?
Bei jeder Art der sogenannten elektrolytischen Verfahren handelt es sich um eine Kombination aus Oxidations- und Reduktionsvorgängen, die sich an den sogenannten Elektroden abspielen. Um jedoch diese elektrochemischen Reaktionen zu ermöglichen, ist dazu eine weitere Voraussetzung wichtig: Das Vorhandensein eines Elektrolyten. Darunter versteht man einen Stoff, der in einer wässrigen Lösung oder aber in geschmolzenem Zustand ganz oder teilweise in Ionen dissoziiert. Das bedeutet, sobald ein solcher Stoff, z. B. Kochsalz, in Wasser gelöst wird, wird dieser in positiv und negativ geladene Atome, sogenannte Ionen, zerlegt. Dieser Vorgang wird als Dissoziation bezeichnet und ist für das Funktionieren der Elektrolyse von größter Bedeutung.
Grundsätzlich unterscheidet man grob zwischen starken und schwachen Elektrolyten. Starke sind in der Lösung sehr stark und zerlegen ihre Ionen stark, schwache entsprechend weniger. Zu den starken Elektrolyten gehören z.B. Mineralsäuren wie Salpetersäure oder Schwefelsäure, deren sogenannter Dissoziationsgrad über etwa 10 % liegt. Sehr starke Elektrolyte sind so gut wie vollständig in ihre Ionen dissoziiert, d. h. Ihr Dissoziationsgrad liegt nahe bei 1 oder eben 100 %. Solche sehr starken Elektrolyte sind z. B. die anorganischen Basen (Laugen) wie Natriumhydroxid oder noch stärker Kaliumhydroxid. Je stärker der Elektrolyt, desto besser ist seine Leitfähigkeit in einem elektrolytischen Bad, d. h. solche sehr starken Elektrolyte sind am besten geeignet.
Bei den schwachen Elektrolyten ist der Dissoziationsgrad entsprechend kleiner, meist nicht mehr als 1 bis 5 %. Ihr Leitvermögen ist also entsprechend geringer. Zu den schwachen Elektrolyten zählen auch sehr viele Salze, wie z. B. Natriumcarbonat (Soda) und Natriumhydrogencarbonat (Natron). Im Prinzip sind jedoch auch diese Stoffe zur Durchführung einer Elektrolyse geeignet, jedoch mit vermindertem Wirkungsgrad.
Als weitere wichtige Komponente der Elektrolyse werden die Elektroden benötigt. Man unterscheidet zwischen der Anode, das ist die positive Elektrode, sowie der Kathode. Diese stellt den negativen Pol dar. In Richtung der Anode bewegen sich im Elektrolyten der Badflüssigkeit die Anionen. Das sind die negativen Ionen. An dieser Anode finden also stets die Oxidationsvorgänge statt (anodische Oxidation).
Das bedeutet, Anionen werden entladen bzw. Metall geht als Kation (positiv geladenes Ion) in die Lösung. In Richtung auf die Kathode wandern umgekehrt die Kationen, die positiven Ionen. An der Kathode finden also die Reduktionsvorgänge statt: Kationen werden entladen oder es werden Nichtmetalle in anionischer Form in Lösung gebracht (z. B. Wasserstoffionen).
Welche Eisenteile können überhaupt zur elektrolytischen Entrostung verwendet werden?
Generell alle Eisen, allerdings sollte noch ein einigermaßen stabiler Eisenkern erhalten sein, da völlig durchgerostete Stücke bei einer Elektrolyse zerfallen würden. Zuerst also prüfen, inwieweit das betreffende Stück noch tragfähig sein könnte. Danach den losen bröckligen Rost entfernen, wenn er sich leicht mechanisch entfernen lässt. Anschließend sollte das Stück einige Stunden in destilliertem Wasser vorgewässert werden (Entsalzung). Die Eisenstücke können sowohl aus Schmiedeeisen, Stahl oder auch aus Guss bestehen.
Vorbehandlung der Bodenfunde für die Elektrolyse
Grundsätzlich sollten Eisenfunde nach dem Ausgraben immer etwas feucht gehalten werden, am besten ist da ein nasses Tuch oder Papier. Auch bei längerer Zwischenlagerung darauf achten, dass die Stücke nie völlig austrocknen. Anschließend sollte, wie oben angeführt, eine Entsalzung vorgenommen werden. Sollten sich an dem Teil noch sehr viel loser Rost befinden, diesen sorgfältig und vorsichtig entfernen. Schlussendlich muss für einen guten elektrischen Kontakt eine kleine Stelle am Stück blank gemacht werden, an diese kommt dann ein Kupferdraht von ausreichender Stärke.
Bei größeren Teilen sollte mindestens ein Draht von 2-3 mm Stärke verwendet werden. Gut geeignet auch für größere Teile ist das Kabel von einer Starthilfezange. Dieser Draht kann sowohl angelötet als auch fest aufgewickelt werden. Zum Schluss wird dann der Draht mit Farbe oder Lack bestrichen, um einen Kontakt mit dem Elektrolyten zu vermeiden! Der konstruktiven Phantasie eines begabten Bastlers sind bei der Entwicklung einer Elektrolyseapparatur keinerlei Grenzen gesetzt!
Was wird für die Elektrolyse benötigt?
Da es sich bei der Elektrolyse um ein elektrochemisches Verfahren handelt, wird natürlich eine Stromquelle entsprechender Leistung benötigt. Bei recht kleinen Stücken, z. B. Pfeilspitzen oder Armbrustbolzen etc. reicht dazu ein Netzgerät mit einer Stromabgabe von etwa 1 bis 2 Ampere aus, bei größeren Stücken kommen wir ohne ein regelbares Netzteil nicht hin. Dieses Netzgerät gestattet das Einstellen eines bestimmten Stroms und oft auch einer Festspannung. Dabei kann der Spannungsbereich von etwa 2 bis durchaus 15 Volt variiert werden, d. h., es können auch die Batterieladegeräte für Autobatterien benutzt werden. (12 oder 6 Volt). Meistens sind diese jedoch nicht regelbar, bei kleinen Teilen genügt ihre Leistung aber völlig.
Je größer allerdings die zu behandelnden Teile werden (d. h. ihre Oberfläche vergrößert sich), desto mehr muss eine Stromquelle leisten, um die Elektrolyse in akzeptabler Zeit abzuschließen. Der Einsatz eines etwas teureren, aber regelbaren und kurzschlussfesten Netzgerätes ist also anzuraten. Ansonsten kann es bei größeren Eisenstücken schon beim Einschalten des Stromes zur Überlastung der Stromquelle kommen. Ausreichend sind Netzgeräte, die in der Lage sind, Strom von 5 bis 20 Ampere über längere Zeit abzugeben. Dabei kann die Spannung im oben angegebenen Bereich liegen.
Prinzipiell ist bei der Entrostung eine sogenannte Stromdichte von etwa einem Ampere je Quadratdezimeter Oberfläche des Objektes sinnvoll. Selbstverständlich ist die Durchführung des Verfahrens auch mit geringeren Stromdichten möglich, jedoch verlängern sich dann die Elektrolysezeiten z. T. beträchtlich. Ganz wichtig ist natürlich die Wahl eines geeigneten Behälters: Dieser sollte aus einem nicht leitenden und wärmebeständigen (70° C) Material bestehen.
Kunststoff oder Keramik sind gut geeignet. Bei den Kunststoffen ist Polyethylen oder Polypropylen ideal. Die Größe des Elektrolysebehälters sollte dem zu behandelnden Teil angepasst werden. Bei zu kleinen Gefäßen kommt es logischerweise zu Platzproblemen beim Wenden des Stückes und bei einem zu großen Behälter muss zu viel Elektrolyt eingesetzt werden. Zu den Elektroden: Da es sich bei der elektrolytischen Entrostung um ein Reduktionsverfahren handelt, muss das Eisenteil also als Kathode fungieren, d. h. es wird mit dem negativen Pol der Stromquelle verbunden (schwarzes Kabel). Durch den hier entstehenden Wasserstoff wird der Eisenrost teilweise zu Eisenmonoxid reduziert, außerdem wirkt das Wasserstoffgas absprengend auf Rostpartikel.
Der gelöste Rost sammelt sich am Boden des Elektrolysegefäßes als Schlamm an, dieser Schlamm sollte gelegentlich entfernt werden. Welches Material ist nun als Gegenelektrode (Anode) geeignet? Gute Erfahrungen wurden mit Edelstahl als Anodenmaterial gemacht: Dieses Material ist unter den Bezeichnungen VA-Stahl, V4A oder V2A, Edelstahl, Nirosta oder auch Inox bekannt. Als Aushilfe bei kleineren Teilen können auch Stücke von Kantenschutzschienen für Fliesen benutzt werden, diese können leicht auf entsprechende Länge gekürzt werden.
Bei größeren Eisenobjekten sollten 1 bis 3 Millimeter starke Bleche aus Edelstahl verwendet werden. Wer über Nickelblech verfügt, kann auch dieses anwenden. Dabei sollte die Anode (Edelstahlstück) in etwa die gleiche Größe wie das zu entrostende Teil haben, auch eine etwas kleinere Anode ist möglich.
Sehr wichtig ist die Auswahl eines entsprechenden Elektrolyten. Wie weiter oben schon erwähnt, ist der Wirkungsgrad des Verfahrens umso besser, je größer die Leitfähigkeit (das Ionentransportvermögen) des Elektrolyten ist. Am besten wären also Lösungen von Natriumhydroxid oder Kaliumhydroxid geeignet. Diese Lösungen werden als Natronlauge bzw. Kalilauge bezeichnet, dabei sollte deren Prozentgehalt bei 2 bis 4 Prozent liegen. Das bedeutet auf einen Liter Wasser einen Einsatz von 20 bis 40 Gramm NaOH bzw. KOH.
Als zusätzlicher Vorteil ist die Tatsache der Passivierung des Eisens bei einem pH-Wert von 13 bis 14 zu sehen, das bedeutet nichts anderes als: Eisen rostet bei diesen Bedingungen nicht. Prinzipiell ist auch ein höher konzentrierter Elektrolyt möglich, dessen Leitfähigkeit ist noch etwas höher. Allerdings reicht für die meisten Fälle eine geringere Konzentration des Elektrolyten. Möglich ist auch die Verwendung von Soda- oder Natronlösungen als Elektrolyten, auch hier sollte deren Prozentgehalt bei 1 bis 3 % liegen (entsprechend 10 bis 30 Gramm pro Liter Wasser, empfehlenswert ist das Erwärmen des Lösewassers auf 40 bis 50° C).
Durchführung des Verfahrens
Es wird zweckmäßigerweise also zunächst das Elektrolysebad vorbereitet, Wasser eingefüllt und die entsprechende Menge des Elektrolyten darin aufgelöst. Anschließend kommen dann das Eisenstück und die Anode in das Gefäß, so dass beide vollständig vom Elektrolyten bedeckt sind. Es empfiehlt sich, den Stecker des Netzgerätes herauszuziehen bzw. das Netzgerät auszuschalten, wenn die Teile miteinander verbunden werden. Also das Eisenteil, wie erwähnt, an den Minuspol der Stromquelle anschließen und die Anode (Edelstahlblech) an den Pluspol. Danach beides ins Gefäß bringen. Der Abstand zwischen Eisenteil und Anode sollte etwa 10 bis 15 Zentimeter betragen.
Während der Elektrolyse ist es nötig, ab und zu das Eisenteil zu wenden, so dass abwechselnd die eine oder andere Seite zur Anode zeigt. Dazu den Strom ausschalten. Sind also alle diese Vorbereitungen abgeschlossen und die beiden Elektroden (Eisenteil und Edelstahlblech) völlig vom Elektrolyten bedeckt, wird der Strom eingeschaltet. Am Eisenteil und der Anode ist eine Blasenentwicklung zu beobachten. Es kommt zur Freisetzung von Wasserstoff, der mit der Luft Knallgas bilden kann, daher für etwas Belüftung sorgen und beim Hantieren Funken oder Feuer vermeiden.
Der Fortschritt der Entrostung kann von Zeit zu Zeit kontrolliert werden. Dazu den Strom ausschalten und das Stück herausnehmen. Der Elektrolyt kann für mehrere Elektrolysen verwendet werden, dabei von Zeit zu Zeit etwas festen Elektrolyten nachsetzen. Nach Beendigung der Elektrolyse wird das Stück gründlich mit warmem und anschließend mit kaltem Wasser gespült.
Zu beachten: Bei Verwendung von Natron- bzw. Kalilauge ist auf die ätzende Wirkung dieser Stoffe zu achten! Handschuhe sind dabei unerlässlich, eine Schutzbrille gegen Spritzer unbedingt nötig! Natronlauge oder Kalilauge verursachen schwere Verletzungen des Auges! Im Falle einer Benetzung sofort mit viel Wasser spülen! Immer ein gefülltes Gefäß mit sauberem Wasser bereithalten! Auf keinen Fall Laugen in Gefäße aus Zink oder Aluminium gießen!!
Beim Lösen von größeren Mengen Natrium- oder Kaliumhydroxid in Wasser kommt es zu einer starken Erwärmung, langsam zugeben und dabei rühren. Sobald dann die Elektrolyse ihr Werk verrichtet hat, wird das Objekt aus dem Bad genommen und gründlich abgespült. Anschließend muss es gut an einem warmen Ort getrocknet werden, noch besser in einem Trockenschrank. Dann erfolgt die Konservierung über eine verdünnte Tanninlösung oder auch nur durch Aufbringen einer Paraffinschicht, bzw. mit beiden Methoden erfolgen.
Bei Bodenfunden, die wesentlich älter sind und eine ausgeprägte, dunkle Magnetitschicht aufweisen, sollte man den mechanischen Reinigungsmethoden den Vorzug geben, um diese „Eisenpatina“ möglichst zu erhalten. Dazu können Kleinbohrmaschinen oder Stifte eingesetzt werden. Für größere Objekte können Stahldrahtbürsten in verschiedenen Formen und Härtegraden dienlich sein. Es empfiehlt sich, das Entfernen der losen Korrosionsprodukte an einigen weniger gut erhaltenen Stücken zu üben.