Ist das Sondeln in Dänemark erlaubt?

28. Jun 2023

Immer mit der Frage um Erlaubnis wird das Sondeln i.R. unkompliziert erlaubt. Die Archäologen vertrauen auf Sondengänger und arbeiten mit Ihnen zusammen.

Wir möchten darauf hinweisen, dass sich die gesetzlichen Vorgaben im ständigen Wandel befinden und sich auch regional immer wieder verändern können. Wir übernehmen keine rechtliche Gewähr.

  • Am Strand (Nachfrage bei den verschiedenen Eigentümern)
  • Grünanlagen (Genehmigung der Kommune)
  • Spiel- und Bolzanlagen (Nachfrage bei Betreibern der Spielplätze)
  • Acker, Wiese, Wald (Nachfrage beim Bauern)
  • Waffen, Munition & Kampfmittel der Polizei melden
  • "Detektor Prospektion" Briefing vom Museum und gemeinsames gezieltes sondeln

Ein Erfahrungsbericht über das Sondeln in Dänemark von Mario Frommer

Endlich Urlaub - die schönste Zeit im Jahr. Ausspannen, Zeit für die Familie und genügend Zeit für das Hobby. Sondeln in einem anderen Land! Strand, Wikinger, Hügelgräber, und, und, und ... Das klingt spannend. Doch wie sieht es mit der rechtlichen Lage aus? Wo und wie bekomme ich eine Genehmigung zum Sondeln? Wen muss/sollte ich fragen, wenn ich als Sondengänger in Dänemark über Acker und Wiese gehen möchte? Was ist, wenn ich Kampfmittel finde? Darf ich meine Funde behalten? Fragen über Fragen.

Sehr oft werden diese Fragen in sozialen Netzwerken, wie auch z.B. in den gängigen Facebook-Gruppen, gestellt. Die Antworten lauten dann von „Dort ist es überhaupt kein Problem“ bis „Alles ist total verboten“. In diesem Bericht möchte ich versuchen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Mein Name ist Mario Frommer, bin 50 Jahre und beruflich permanent im europäischen Ausland unterwegs. Sondeln ist meine Passion und deswegen habe ich meine Ausrüstung natürlich immer dabei.

Im Jahr 2016 war ich für einige Monate in Hjörring in Dänemark stationiert, hoch droben im Norden am Skagerrak. Schon im Dezember 2015 stellte ich mir die Frage: Wie sieht es rechtlich in DK mit dem Sondeln aus? Einige würden jetzt vielleicht an dieser Stelle sagen: „Egal. Rein in den Flecktarn, Kopflampe auf und dann bei Nacht ‚wild‘ durch Feld und Flur laufen“. So aber nicht mit mir!

Der erste Kontakt

Meinen ersten Kontakt hatte ich schon vor Beginn meiner Reise geschlossen. Da bot sich wieder einmal Facebook für mich an. Ich bin Mitglied in verschiedenen Gruppen in ganz Europa, inzwischen auch in einigen Gruppen in Dänemark. Habt keine Angst vor der Sprachbarriere, Englisch geht immer (wenn nötig könnt ihr auch einen Übersetzer benutzen - von Google z.B.).

Am besten meldet ihr euch in DK in der Gruppe „Detecting Denmark“ an, in dieser Gruppe sind die meisten Dänen Mitglied. Dort stellt ihr euch vor und schreibt, dass ihr im Zeitraum X Urlaub in der Region Y machen möchtet. Fragt, welche FB-Gruppe in der Region aktiv ist. In meinem Fall sind es für den Norden (nördlich von Aalborg) die FB-Gruppe „Slagbulen Vendsyssel Arkæologiske Forening“ und noch zwei andere. Dort habe ich sofort sehr freundlichen Kontakt gefunden. Sogar einige Archäologen sind Mitglieder in dieser Gruppe. Dieses ist nicht ungewöhnlich in DK, da Archäologen und Sondengänger sehr eng zusammenarbeiten.

Schreibt, wer ihr seid und wo ihr wie lange Urlaub machen möchtet. Ihr glaubt nicht, welch nette Kontakte entstehen können. Und ein Kontakt ist wichtig! Dieser weiß exakt, wo man suchen darf. Kennt in seiner Region die Bereiche, wo nicht auf keinen Fall gesucht werden darf (Bodendenkmäler). Kennt die Grundstückseigentümer, weiß, welche Funde, wo gemeldet werden müssen. Wie und wo Waffen und Kampfmittel gemeldet werden (auf dieses Thema gehe ich aber noch gesondert ein).

Man sieht, so eine „Bekanntschaft“ ist unerlässlich für einen Sondengänger in Dänemark, wenn man mit Respekt und Verantwortung suchen möchte. Und das ist seit Jahren auch mein Motto. Egal, in welchem Land ich mich gerade befinde - ich bin Gast in diesem Land und so verhalte ich mich dann auch. Denkt bitte daran. Man wird in seinem Verhalten nicht als einzelne Person gesehen. Nein, es heißt dann gleich: Schaut euch den Deutschen an (im positiven, aber auch im negativen Sinne).

Der Strand in Dänemark

Der größte Teil der deutschen Touristen verbringt seinen Urlaub in Dänemark an den Küstenregionen. Was liegt da näher, als dann auch gleich den Strand als „sein“ Revier zum Sondeln zu beanspruchen. Aber HALT! So einfach ist es dann doch nicht. Es ist sogar noch schwieriger als für Acker oder Wiese. Ich meine damit, die Genehmigung des Grundstückeigentümers zu bekommen. Viele denken, dass der Strand in Dänemark öffentlich ist. Dass der Strand der Gemeinde oder der Kommune gehört. Sicherlich darf jeder den Strand betreten und dort auch schwimmen und sich sonnen. Aber Eigentümer sind Privatpersonen.

Und das rührt daher, dass jedes Jahr während der Herbst- und Winterstürme der „Blanke Hans“ (die Nordsee) an der Küste knabbert und so einige Meter Land abbaut. Daher kann es kommen, dass das, was gestern noch Wiese vom Bauern war, morgen schon Strand ist. Will ich nun ca. 1 Kilometer Küste absuchen, kann es sein, dass dieser Kilometer vielleicht 5 bis 10 verschiedenen Leuten gehört.

Ich habe dieses Beispiel mal auf einer Luftaufnahme eingezeichnet:

Es gibt eine Homepage, auf der die Besitzer der Flächen mit Namen und Adresse eingetragen sind. Selbstverständlich alles in dänischer Sprache, hmm. So ist also die Rechtslage in Dänemark für das Sondeln am Strand.

Was könnte ich als Sondengänger finden? Was erwartet mich, wenn ich mich entschlossen habe, die Spule über den Sand in Dänemark schweben zu lassen? Ich kann genaueres nur über die Westküste am Skagerrak berichten. Wie an allen Stränden, so gibt es auch hier viel Müll, der zum einen von den Touristen stammt und zum anderen von vorbeifahrenden Schiffen über Bord geworfen wurde. Vom Kronenkorken bis zur Getränkedose ist alles vertreten. Aber auch Münzen und Schmuck sind zu finden.

Und geübte Augen können auch Bernstein entdecken. Aber VORSICHT. Nicht gleich alles in die Hosentasche stecken, was danach aussieht. Ich gehe im Kapitel „Waffen, Munition & Kampfmittel“ noch einmal genauer auf den vermeintlichen Bernstein ein. Der Skagerrak ist schon seit Jahrhunderten von den Seefahrern gefürchtet. Permanente starke bis stürmische Winde aus westlicher Richtung haben hunderte Segelschiffe an die Küste gedrückt, wo sie dann auch gesunken sind. Und noch heute, meist nach den Herbststürmen, werden immer wieder Relikte diese gesunkenen Schiffe an den Strand gespült. Es gibt im Netz einige alte Karten, in denen diese Wracks eingezeichnet sind.

Aber auch Hinterlassenschaften aus dem 2. Weltkrieg werden immer wieder von Sondengängern in Dänemark gefunden. Die Westküste ist gespickt mit Bunkern aus dieser Zeit. Teilweise liegen sie schon am Strand im Sand, aber einige sind noch gut erhalten und z.B. im Bunkermuseum in Hirtshals zu besichtigen. Größere Kriegshandlungen gab es hier oben im Norden meines Wissens nicht. Darüber habe ich aber auch keine großen Recherchen angestellt, weil mich dieses Gebiet nicht sonderlich interessiert. Die Bunker waren mehr zur Radarüberwachung installiert worden.

Durch die Stürme und das Abbrechen der sandigen Steilküste rutschen auch jedes Jahr Ferienhäuser mit ab. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass auch genügend Blechteile, Nägel und Schrauben unter dem Sand liegen. Ich persönlich habe zwar nicht den großen Schatz im Sand gefunden, aber ich habe jeden Meter an der frischen salzigen Luft genossen.

Grünanlagen, Spiel- und Bolzplätze

Eigentlich bin ich nicht so der Freund dieser Locations. Hat es doch mehr mit "sammeln" als mit "suchen" und Spannung zu tun. Positiv ist jedoch, dass man diese Plätze von Müll, und manchmal auch von gefährlichem Müll wie z.B. Flaschenhälse oder scharfe Blechdosen, säubert. Das gibt einem dann doch das Gefühl, etwas für die Sicherheit der spielenden Kinder getan zu haben.

Auch wenn gerade mal nichts anderes zur Hand ist und man schnell eine Krone machen möchte, sind diese Plätze ideal. In kürzester Zeit kann dann doch schon mal ein stattliches Sümmchen zusammenkommen. Und so ist dann auch das Bierchen zum Feierabend gesichert.

Doch zuvor stellt sich wieder einmal die Frage der Erlaubnis. Für Grünanlagen oder Parks benötigt man die Genehmigung der Kommune. Ich habe niemals danach gefragt und dieses „Suchgebiet“ von Anfang an von meiner Liste gestrichen. Ich dachte mir, dass keine Gemeinde es toll finden würde, wenn jemand hunderte von Löchern in ihre gepflegte Anlage buddelt.

Bei Spiel- und Bolzplätzen war es dagegen sehr einfach. Ich hab mich meistens an die Verwaltung der Ferienanlage gewendet, also dort, wo ihr zu Beginn eurer Ferien euren Schlüssel für das Ferienhaus abholt. Erklärt kurz, was ihr machen möchtet und dass ihr auch den Müll entsorgt und die Löcher fachgerecht wieder schließt. Vergesst auch nicht, den Aspekt der Sicherheit der spielenden Kinder mit anzusprechen. Ich hatte niemals Probleme mit den Verwaltungen und bekam jedes Mal ein freundliches „Viel Glück“ mit auf den Weg.

Sondeln auf Wiese, Wald und Acker

Nördlich von Aalborg gibt es nur wenige naturgewachsene Wälder. Meistens findet man als Sondengänger in Dänemark nur Fichtenwälder, sogenannte Plantagen. Die Eigentümer sind Landwirte, aber auch Kommunen. Diese Plantagen wurden in den 50er Jahren zum Küstenschutz und zur Holzgewinnung angelegt.

Findet man aber einen „alten“ Mischwald, kann man mit Sicherheit die eine oder andere MA Münze dort finden. Wälder sind für mich mit Abstand die schönsten Locations, nicht nur wegen ihrer Funde. Nein, es ist viel spannender. Durch das Dickicht zu gehen. Auf der Suche nach alten Wegen, Wegkreuzungen, etc. Sich vorzustellen ob, wie und wo es in der Vergangenheit Aktivitäten gab. Und manchmal erwische ich mich dabei, dass ich dann selber durch die vergangenen Jahrhunderte reise.

Eine Genehmigung für Äcker und Wiesen zu bekommen ist eigentlich sehr einfach. Wenn ich nicht gerade auf Einladung eines Mitglieds meiner Facebook-Gruppe eine Fläche hatte, stoppte ich einfach, nach vorheriger Recherche über das Gebiet, beim nächsten Bauernhof. Klingeln und ein charmantes Lächeln auflegen. Etwas deutsch und/oder englisch versteht jeder in Dänemark. Und wenn nicht, dann helfen auch Hände und Füße zum Vorbringen des Wunsches, über sein Land zu gehen.

Ich war in meiner Zeit (9 Monate) in Dänemark bei einigen Bauern vorstellig. Bis auf einmal (weil die Fläche schon an einem anderen Sondler vergeben war), habe ich niemals eine Absage bekommen. Vielmehr kam dagegen sehr oft die Antwort: „Warum fragst du, geh doch einfach“. Ihr seht, in Dänemark ist das Verhältnis zu Leuten mit Metalldetektor etwas anders als in Deutschland.

Eine Vermutung von mir ist, dass die Bevölkerung aber auch weiß, dass sehr eng mit den Museen zusammengearbeitet wird. Und dass die gefundenen Kulturgüter nicht in dunklen Kellern, sondern, wenn sie etwas Besonderes sind, in hell erleuchteten Vitrinen im nächsten Museum zu sehen sind. Also keine Scheu, geht und fragt die Landbesitzer.

Waffen, Munition & Kampfmittel

Wer an den Stränden von Nord- und Ostsee Strandfunde sammelt, der sollte ganz besonders aufpassen, dass er nicht statt eines besonderen Fundes auf gefährliche Hinterlassenschaften des 2. Weltkrieges stößt. Denn auch rund 70 Jahre nach dessen Ende tauchen noch immer viele alte Munitionsreste am Strand auf und werden gerne mit z.B. harmlosem Bernstein verwechselt. Strandsammler unterliegen in Dänemark immer noch der Gefahr, dass sie statt des hellen, gelblichen Bernsteins ein Teil einer Brandbombe gefunden haben.

Der „Weiße Phosphor“ kann, besonders wenn er verunreinigt ist, eine gelbliche Farbe annehmen, die wachsartig glänzt. Weißer Phosphor hat mehrere unangenehme Eigenschaften: Wenn er trocken ist, kann er sich mit Sauerstoff entzünden und mit bis zu 1300 °C brennen. Weißer Phosphor ist hochgiftig, die tödliche Dosis für einen Menschen liegt bei 50 mg und das Verbrennungsprodukt kann schwere Verätzungen verursachen. Wer selbst kleinste Bröckchen in Kleidungstaschen sammelt, riskiert also schwerste Verbrennungen. Wirklich löschen kann man nur mit Sand oder Löschschaum, durch Löschversuche mit Wasser verteilt sich Weißer Phosphor nur besser und brennt dann noch schöner.

Im Zweifelsfalle also besser liegenlassen, wenn möglich sichern und kennzeichnen sowie an die zuständigen Stellen melden (ich komme gleich noch zu dem wo und wie). Nicht nur Phosphor sondern auch Patronen, Bomben, Granaten und Waffen schlummern immer noch in der Erde (in Dänemark - wie überall). Und auch hier gilt: Fund sichern und melden.

Keine Angst vor einer eventuellen Sprachbarriere, mit etwas Englisch und Deutsch wird man überall im Land verstanden. In Dänemark gibt es die einheitliche Telefonnummer 114. Über diese werdet ihr mit der nächsten Polizeistation verbunden. Nicht zu verwechseln mit dem Notruf 112 für Polizei (in dringenden Fällen), Feuerwehr und Notarzt. Man kann auch Fotos von den Funden machen, Stelle markieren und zur nächsten Polizeistation fahren. So hab ich es auch einmal machen müssen.

Mitten im Wald fand ich einen total verrosteten Revolver. Diesen habe ich dann selber transportiert und bei der nächsten Polizeidienststelle abgeben. Im Nachhinein war es fahrlässig von mir, schließlich hätten sich noch funktionsfähige Geschosse in ihm befinden können. Hm. Ich hatte ihn natürlich vorher in Papier eingewickelt, in eine Plastiktüte gesteckt und so auf den Tresen der Wache gelegt. Hier konnte der Beamte ihn dann selber auspacken. Ich dachte es sei besser so, denn wie hätte es wohl ausgesehen, wenn ich mit einem Revolver in der Hand die Wache betreten hätte. ;-)

Unter Angabe meiner Personalien, wo ich zurzeit wohne und mit einem ausgedruckten Luftbild, auf dem ich den Fundort gekennzeichnet hatte, bin ich dann auch ohne große Nachfrage das Ding endlich losgeworden. Also: Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob gefährlich oder nicht, gehe als Sondengänger in Dänemark zur Polizei oder melde es ihr. Denkt an Deine, aber auch an die Sicherheit deiner Familie, wenn Du Waffen oder Munition findest. Auch in Dänemark wird ein Vergehen gegen das Waffen- und „Kriegswaffengesetz“ mit hohen Strafen geahndet.

Detektor Prospektion

Der Begriff Prospektion im Kontext mit der Archäologie ist auf das lateinische Wort prospecto (in die Ferne schauen, sich umsehen) zurückzuführen. Mehrmals im Jahr führen die Museen solche Prospektionen mit Sondengängern in Dänemark durch. So auch ‚meines‘ hier oben in Hjörring. Mit diesem „Umsehen“ möchte man herausfinden, ob es in der Vergangenheit Aktivitäten wie Siedlungen oder ähnliches gegeben hat. Wenn Prospektionen erfolgreich sind, dann kann in Erwägung gezogen werden, dort eine Grabung anzusetzen.

Dass die Zusammenarbeit von Sondengängern und Archäologen sehr eng ist, schrieb ich ja schon. Einmal durfte ich auch an solch einer Prospektion teilnehmen. Früh morgens um 9:00 Uhr trafen wir uns auf einem Acker. Und ich staunte nicht schlecht, als ich mit meinem Wagen (mit deutschem Nummernschild) auf dem Stoppelfeld vorfuhr, jeder gab mir sofort ein herzliches „Hi“ oder „Godmoooorgen“. Ein kleines Zelt war aufgebaut, in dem wir von freundlichen Damen mit Kaffee und belegten Brötchen versorgt wurden. Auch eine Infotafel mit Funden, die in den vergangenen Jahren in der Nachbarschaft gefunden worden waren, stand dort. Unter anderem wurde auch ein 37 g (!) schwerer Goldring geborgen. Aus der Wikinger Zeit. Wikinger! Das sollte für heute also meine Mission sein: Thors Hammer finden!!!

Ihr könnt mir ruhig glauben, wenn ich euch sage/schreibe, dass ich schon vor Beginn der ganzen Aktion bis über beide Ohren grinste. Nach etwas Smalltalk und einem Schluck „Valhalla“ (ein Kräuterschnaps) ging es dann zum Briefing. Über 30 Sondler standen mit mir nun im Halbkreis und lauschten den Instruktionen der Archäologen. Was ich nicht verstand, habe ich mir dann noch einmal im Anschluss übersetzen lassen.

Unser Suchgebiet erstreckte sich über zwei aneinander grenzende Äcker. Tags zuvor wurden sogenannte Parzellen für uns Sondengänger abgesteckt, jede so ca. 60 x 60 m in den Abmessungen. Ausgerüstet mit Fundtüten, Kärtchen zur Beschriftung und kleinen Stickern, um die Fundstelle zu markieren, ging ich in „meinen“ Abschnitt 24. Direkt auf einen kleinen Hügel, mitten auf dem Acker. Der Hügel soll wohl mal ein richtiger hoher Grabhügel gewesen sein, so mein Gedanke/meine Wunschvorstellung.

In Ost-West-Richtung suchte nun jeder seinen ihm zugeteilten Bereich ab. Es hatte schon den Anblick einer „Rallye“. Überall Sondler mit Blick nach unten und Metalldetektor in der Hand, nur passte die Geschwindigkeit nicht dazu. Galt es doch so genau wie möglich die Erde zu „durchleuchten“. Von Ost nach West und von West nach Ost. Als jeder sein Claim abgeschritten hatte, wurde getauscht und bekam einen anderen Abschnitt. Man tauschte also einfach mit seinem Nachbarn. Aber jetzt ging es von Nord nach Süd und von Süd nach Nord.

Warum das alles? So will man sicherstellen, dass aus allen Richtungen, mit unterschiedlichen Geräten und verschiedenem Suchverhalten der Leute nichts überlaufen wird. Macht Sinn, leuchtete es mir sehr schnell ein. Die besten Funde als Sondengänger machte meine Facebook-Bekanntschaft Louise. Bei ihr kam ein Wikingerschlüssel zum Vorschein.

(Vielleicht von einer Bootskiste. Jeder Wikinger hatte bei den Fahrten seine eigene Kiste mit dabei. Sie diente ihm zur Unterbringung seiner persönlichen Dinge, aber auch als Lagerplatz für seine von ihm geraubten Schätze. Des Weiteren wurde diese Kiste ebenso auch als Sitzplatz auf den Booten genutzt. Ruderbänke, wie wir sie aus Filmen kennen, hatten die meisten Boote/Schiffe nämlich nicht). Außerdem fand sie noch eine Brosche, auf der Odin mit seinen zwei Raben „Hugin & Munin“ dargestellt war. Einfach nur fantastisch!

Alle Funde wurden natürlich per GPS von den Archäologen eingemessen, eingesammelt und zur genauen Bestimmung erst einmal ins Museum gebracht. Ob der Finder sie später zurückbekommt oder sie in eine Ausstellung wandern, wird vom Landesmuseum in Kopenhagen entschieden.

Ob ich auch etwas Sensationelles gefunden habe? Nun ja, ich freute mich riesig über eine Münze, 1 Öre 1899 mit wunderschöner grüner Patina, und über einen Stein. Für mich war es anfangs nur ein Feuerstein, der mein Interesse unter all den tausend anderen Steinen auf dem Acker weckte. Also steckte ich ihn erst einmal in meine „Beifundtasche“. Am Ende zeigte ich ihn den Archäologen. Handmade, circa 5000 years old war die Antwort. Steinzeit! Und als sie auch noch sagten, dass ich ihn nicht abgeben brauche, war der Muskelkater meiner Wangenpartie vorprogrammiert. Ich hüpfte wie Rumpelstilzchen über die Stoppeln. Skøre tysk (verrückter Deutscher, positiv gemeint) hörte ich nur noch hinter mir. ;-)

Gegen 14:00 Uhr neigte sich die Veranstaltung für uns Sondler so langsam ihrem Ende entgegen. Es wurden bei Kaffee und hausgemachtem Kuchen noch Fotos von den Funden gemacht und etwas gefachsimpelt.

Als sich die ersten Sondengänger dann aus der Runde verabschiedeten, warf ich kurz und etwas irritiert ein: „Wie jetzt? Ich bin gerade erst warmgelaufen. Soll jetzt schon Schluss sein? Ich brauch' heut' noch einige Hektar "zum Laufen“. Skøre tysk kam es heute schon zum zweiten Mal aus den Reihen, aber auch noch das Angebot eines Gruppenmitgliedes, dass ich für den Rest des Tages auf seinen Flächen suchen kann. Was für ein Tag. Herrlich.

Schlusswort zum Sondeln in Dänemark

Zum Ende meines Erfahrungsberichtes als Sondler in Dänemark möchte ich noch einmal einiges zusammenfassen: Plant eure Reise nach Dänemark, aber nicht einfach nur so, dass ihr ein Ferienhaus bucht. Nein, sucht euch einen Kontakt zu einem dänischen Sondengänger, am besten über Facebook.

Schaut auch nach, wo sich an eurem Urlaubsort das nächste „Historische Museum“ befindet. Zum einen lernt ihr etwas über eure Urlaubsregion und zum anderen könnt ihr, in den meisten Fällen, dort auch schon die ersten persönlichen Kontakte mit den Archäologen knüpfen. Und mit viel Glück bekommt ihr vielleicht dann auch eine „spezielle“ Führung hinter die Kulissen. ;-) In meinem letzten Gespräch mit „meinem“ dänischen Archäologen Jeppe, wurde mir noch einmal ganz klar deutlich, wie die Zusammenarbeit zwischen Sondengängern und Archäologen läuft.

Die Archäologen sind froh, dass es Sondengänger gibt, wie auch schon das Beispiel „Detektor Prospektion“ zeigte. Vertrauen zwischen beiden wird sehr großgeschrieben und dadurch landen auch, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, weniger Funde in privaten Kellern oder auf dem Schwarzmarkt.

Dänemark fördert das Sondengehen, z.B. wurden in dem Museum in meiner Region, drei neue Arbeitsstellen geschaffen, die sich ausschließlich um die Sondengänger kümmern. Landesweit sieht es nicht anders aus. Funde, die interessant für das Museum und die Öffentlichkeit sind, werden dort ausgestellt. Später landen sie dann im Landesmuseum in Kopenhagen.

Mehr Lohn könnte es aus meiner Sicht eigentlich gar nicht geben. Doch damit nicht genug, die Dänen packen noch was drauf. Zum einen bekommt der Finder eine finanzielle Entschädigung, während Grundbesitzer aus steuerrechtlichen Gründen offiziell nichts annehmen dürfen. Allein im Jahr 2016 hat Dänemark mit umgerechnet knapp 1,2 Millionen Euro „Finder“ belohnt.

Des Weiteren gibt es auch noch eine jährliche Top10-Liste der Sondengänger in Dänemark. Die 10 besten Sondengänger, also die, die die interessantesten Funde eines Jahres gemacht haben, werden im Januar in das Nationalmuseum nach Kopenhagen eingeladen. Und diese Einladung kommt dann persönlich von der dänischen Königin. Die sie dort dann auch persönlich treffen. Kann es mehr Belohnung geben?

Autor: Mario Frommer
Fotografien: Mario Frommer
Die Urheberrechte liegen beim Autor!